Teamexcellence erreichen. Keine Details! Welches Stück?

Einstimmung: Worum geht es? — Fokus und Intention – Gemeinsamer Free Jazz

Entscheidend ist für den Erfolg von Teamarbeit, in der gemeinsamen Intention klar zu sein. Die Frage des Fokus – Was wollen wir erreichen? – ist zu jedem Zeitpunkt (vor dem Meeting, für das gesamte Meeting, für jeden einzelnen Tagesordnungspunkt, danach, zwei Wochen später) und auf jeder Ebene — inhaltlich, emotional, im Prozess, im Ergebnis, auf der Metaebene –  für das Erreichen von Teamexcellence enorm wichtig.

  • Inwieweit geht es um Aktualisierung unserer Gruppenidentität? Wir-Gefühl? Socializing? Implizite Teamentwicklung?
  • Inwieweit  geht es um Bewusstwerdung, Reflexion, Musterunterbrechung, Lernen?
  • Inwieweit geht es um Informationsaustausch? Entwicklung neuer Ideen?
  • Inwieweit geht es um taktische bzw. strategische Überlegungen?
  • Inwieweit geht es um Lösungen? Entscheidungen?

Vieles läuft ohnehin implizit mit, ohne, dass man es direkt anspricht. Wenn es unbewusst oder tabuisiert bleibt, dann fliegt es jedoch wie ein ungesteuertes Projektil durch den Raum. Grundsätzlich geht es darum, immer mehr aus der unbewussten, unbeachteten Sphäre ins gemeinsame Bewusstsein zu bringen.

Dieser Fokus ist vielleicht manchmal eine lose Leitplanke, die Öffnung ermöglicht (schlecht eingespielte Teams produzieren dann eine chaotische Kakophonie, gut eingespielte Teams erreichen genialen Free Jazz), manchmal auch ein engeres Korsett, um Dinge eng zu führen, zu schließen (schlecht eingespielte Teams produzieren dann leblose Musik nach Vorschrift, gut eingespielte Teams geben hier auch einem Radetzkymarsch eine unvergleichliche Klangfarbe).

Vor, zu Beginn und während des Meetings sind z. B. folgende Reflexionsfragen wichtig:

  • Worum geht es? Was ist wirklich wichtig? Was wollen wir erreichen?
  • Worauf stimme ich mich ein? Worauf stimmen wir uns ein?
  • Was ist wichtig zu wissen über die Grundintention unseres Tages?
  • Worum geht es? Wozu kommen wir zusammen? Was soll dabei rauskommen?

Konkret heisst das auch in der individuellen Reflexion:

  • Was bereite ich vor? Reichen Skizzen, Ideen, erste Würfe? Oder bringe ich ein fertig erarbeitetes Ergebnis mit?
  • Wozu will ich die anderen nutzen? Will ich Feedback? Abnicken? weitere, neue Ideen? eine Entscheidung?
  • Will ich die anderen überzeugen? Anregen? Informieren? Lehren?
  • Welche Erwartungen haben die anderen an meinen Beitrag?
  • Ist eine Folienpräsentation wirklich die beste Form, für das, was ich vorhabe und was rauskommen soll? Widerstehen wir dem unseligen „Powerpoint-Reflex“?

Vorbereitung bedeutet nicht immer inhaltliche Vorbereitung oder Planung, sondern oftmals auch Einstimmung, sich sammeln, sich mental und energetisch ausrichten, sich wahrnehmen, präsent sein – ganz wie ein Skirennläufer vor dem Start oder Simon Rattle vor dem Konzert — eine Empfehlung von Herzen ist dazu der Film „Trip to Asia“ die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle in Asien (erfreulicherweise auch auf youtube erhältlich)

Viele glauben, Unsicherheit durch detaillierte Planung zu bearbeiten oder sich im Inhalt zu verlieren, dadurch geht die spontane, situationsadäquate Wahrnehmung und intuitive Handlungsfähigkeit eher verloren, man versucht sich an etwas festzuhalten, obwohl die Wirklichkeit schon längst wo anders ist. Be prepared, and be prepared that things happen differently.

Das individuelle und gemeinsame Gefühl „on the same page“ (120 Philharmoniker blicken auf die gleiche Partitur, 8 unverwechselbare Jazzmusiker improvisieren und spielen ein gleiches, vielleicht auch erst entstehendes Stück) zu sein, ermöglicht erst das Erreichen einer gemeinsamen Spitzenleistung aus individuellen Spitzenleistungen-Beiträgen.

Daher ist es wichtig, immer wieder den Fokus („keine Details, welches Stück?“) im Blick zu haben. Bei Musikstücken mit fertigen Partituren ist dies leichter möglich (da hinkt der Vergleich mit einem Orchester), der Alltag eines excellenten Teams ist eher der eines einzigartigen Jazz-Ensembles.

Dazu braucht es folgendes – bitte übertragen Sie dies auf Ihr Team: gutes Beherrschen des eigenen Instrumentes, Vertrauen in die eigene Kompetenz, Vertrauen in die Kompetenz des anderen, Excellence-Anspruch, Achtsamkeit auf Rhythmus, gemeinsamen Sound, gutes Zuhören, ein Gefühl für den richtigen Einsatz, auch für die richtige Pause, ein freudvolles Zusammenspiel, Improvisationskunst, Freude am gemeinsamen Ergebnis, dosierte Solipassagen, auch mal im Hintergrund halten.

Allgemeiner formuliert, geht es darum, aus individueller Unterschiedlichkeit (in Denken, Fühlen, Herangehen an Dinge, Neigungen …) ein bestmögliches gemeinsames Ganzes wird. Dies bedeutet, in Selbstorganisation widersprüchlicher Grunddynamiken produktiv zu bearbeiten, vor allem:

  • öffnen – schliessen
  • verlangsamen – beschleunigen
  • Einzelinteresse – Teaminteresse
  • Inhaltsebene – Prozessebene – Metaebene
  • Ego – Teamspirit

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